Frauen im Sport – (waren nicht) selbstverständlich!

Alexandra Popp, Simone Biles, Stefanie Grebe – es gibt sie immer mehr: Erfolgreiche Sportlerinnen in nahezu allen Disziplinen als Vorbilder für Mädchen* und junge Frauen*. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass das anders aussah.

Ein Blick zurück in die Geschichte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Frauen in den meisten Sportarten nicht willkommen. Sport wurde als unweiblich angesehen und die Teilnahme von Frauen war oft auf „angemessene“ Aktivitäten wie Gymnastik oder Tennis beschränkt. In Uetersen zum Beispiel wurde erst 1919 das „Damenturnen“ eingeführt.

Selbst bei den Olympischen Spielen, die als Höhepunkt des internationalen Sports gelten, waren Frauen bis 1900 nicht zugelassen. Und als sie schließlich teilnehmen durften – 1900 in Paris –  war ihre Präsenz auf wenige Disziplinen beschränkt: Tennis, Segeln, Krocket, Reiten und Golf. Bei diesen Spielen gab es daher einige Frauen, die Sportgeschichte schrieben, wie zum Beispiel die erste weibliche Olympiasiegerin Helene de Pourtales und Charlotte Cooper, die erste weibliche Einzelmeisterin (wenn du mehr dazu lesen möchtest, dann lese gerne hier weiter: olympics.com).

Zunächst die EM, dann Olympia und die Paralympics – ein Sportsommer der Superlative. Da ist es an der Zeit einmal ein Blick auf das Thema „Gleichstellung und Sport“ zu werfen.  Wir werden verschiedene Gedanken dazu in verschiedenen Beiträgen mit euch teilen.

Unästhetisch und schädlich für den weiblichen Körper

Ein Hintergrund, weshalb Frauen lange Zeit vom Sport ausgeschlossen wurden, war, dass auch von Ärzten behauptet wurde, dass Sport schlecht für Frauen sei. So heißt es in einem Online-Artikel des Deutschlandfunk Kultur, dass Mediziner vor funktionsuntüchtigen Fortpflanzungsorganen oder einer Lageverschiebung der Gebärmutter bei Frauen warnten. Diese medizinischen Ansichten gingen einher mit dem Ideal von Schönheit, das sich zum Teil hartnäckig und bis heute hält (mehr dazu im genannten Artikel: hier zu lesen).

Nicht aufgeben!

Ehrgeizig waren Sportlerinnen zum Glück! Und so konnten sie auch in der Zwischenkriegszeit Anerkennung für Leistungen erhalten, wie die Schwimmerin Getrud Ederle. Die Amerikanerin schwamm 1926 als erste Frau und schneller als jeder Mann zuvor durch den Ärmelkanal (mehr dazu im Online-Artikel von ARD alpha). Mildred „Babe“ Didrikson Zaharias gewann nicht nur Olympische Goldmedaillen sondern brach auch etliche Weltrekorde in verschiedenen Disziplinen (mehr dazu womenshistory.org). Sportlerinnen gewannen so internationale Anerkennung, in dem sie zeigten, dass Frauen nicht nur teilnehmen, sondern auch in ihren Sportarten dominieren konnten.

Auf die Plätze fertig los! – Doch nicht

Trotzdem blieben viele Türen verschlossen oder wurden einfach zugemacht. Ein prominentes Beispiel: Der Deutsche Fussballbund. Zwischen 1955 und 1970 verbot dieser den Frauenfußball im Verein. Im Beschluss vom 30. Juli 1955 heißt es:

„Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“

Auch dieser Herausforderung stellten sich Fußballerinnen. Einen schönen Beitrag zu den „Fußballrebellinnen in Krummesse, einem Dorf zwischen Lübeck und Lauenburg“ gibt es vom Schleswig-Holstein Magazin. Trotz DFB-Verbots wurde dort eine Frauenfußballmannschaft gegründet, die nach dem Aufheben des DFB-Beschlusses 1971 ihr erstes großes Spiel spielte (Den Beitrag könnt ihr euch hier anschauen: Zeitreise: Frauenfußball in Krummesse – trotz DFB-Verbots | NDR.de).

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte bedeutende Veränderungen. Die Frauen- und Zivilrechtsbewegung kämpften für Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen, einschließlich des Sports. Ein sehenswerter Film dazu ist „Battle of the Sexes“, der 2023 von der Filmreihe „Starke Frauen“ im Uetersener Burg-Kino gezeigt wurde. Er zeigt unter anderem den Kampf der US-Open Gewinnerin Billie Jean King für Equal-Rights für Tennisspielerinnen. Im Mittelpunkt des Films steht jedoch der Wettkampf am 20. September 1973 zwischen ihr und dem ehemaligen Weltklassespieler Bobby Riggs, der auf Deutsch „Der Kampf der Geschlechter, genannt wurde. Dieser hatte die beste Spielerin herausgefordert, weil er behauptete, dass das männliche Geschlecht dem weiblichen überlegen sei und sie ihn nicht schlagen könnten – mehr wollen wir an der Stelle nicht verraten. Den Film könnt ihr euch in der Stadtbücherei Uetersen ausleihen.

Weiter geht’s!

Die Geschichte der Frauen im Sport ist nicht nur eine Chronik von Siegen und Niederlagen sondern auch ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen. Sie zeigt uns, dass mit Entschlossenheit, Ehrgeiz und dem Streben nach Equality einiges erreicht werden kann. Die Sportlerinnen der Vergangenheit haben einen Weg geebnet, den Sportlerinnen wie Meghan Rapinoe, Jennifer Hermoso und Sarah Voss heute weitergehen – für gleiche Möglichkeiten, selbst bestimmte Teilhabe, gleiche Bezahlung – und frei von Gewalt – für alle Athlet*innen.

Du willst dich weiter informieren? Kein Problem! Neben den bereits genannten und verlinkten Artikel gibt es eine Reihe spannender Beiträge zu dem Thema online. Wir verlinken dir hier gern noch ein paar:
Mareike König. 2006. Frauenfussball und Gesellschaft in Deutschland seit 1900. URL: https://shs.hal.science/halshs-00777914/file/mkoenig_frauenfussball.pdf
Gertrud Pfitzer. 2018. Frauen in Bewegung. URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/frauen-bewegung

Ein Beitrag von Eline Joosten, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Uetersen